finanzen agenda23Es gibt viele Annahmen darüber, wie die Kirche zu ihrem Geld kommt. Fakt ist: Die Kirchensteuern, im Grund ein Mitgliedsbeitrag, werden vom Staat eingezogen. Menschen mit hohem Verdienst zahlen mehr, als Menschen mit geringem Einkommen. Für diese Dienstleistung wird der Staat durch die Kirche bezahlt. Durch die Wortbeiträge einiger Teilnehmer der letzten Gemeindeversammlung ist der Eindruck entstanden, dass dem Presbyterium und der Verwaltung in Hinblick auf den Umgang mit den vorhandenen Finanzmittlen nicht vertraut wird. Das ist schade, da es keinen Anlass für ein solches Misstrauen gbit. Im Folgenden werden einige Informationen zum Haushalt der Kirchengemeinde dargestellt. Am Ende des Beitrags besteht die Gelegenheit einige Dokumente über die Finanzlage der Kirchengemeinde herunterzuladen.

"Seit fast 100 Jahren sind Kirche und Staat getrennt. Das wurde seinerzeit in der Weimarer Reichsverfassung gesetzlich verankert und gilt für alle Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen. Darum liest man im Grundgesetz, Artikel 140, kurz und bündig: „Es besteht keine Staatskirche“. Was nicht ausschließt, dass sich Kirche und Staat gegenseitig mit Aufgaben betrauen. Grundlage hierfür ist das in Deutschland geltende Subsidiaritätsprinzip. Dieses besagt, dass der Staat wichtige gesellschaftliche Aufgaben nicht selbst wahrnimmt, sondern freien Trägern überantwortet. Einer der größten Träger sind die evangelischen Kirchen in Deutschland mit zahlreichen Einrichtungen, wie zum Beispiel Kindergärten und Pflegeeinrichtungen" (1).

Die Evangelische Kirchengemeinde Lippstadt hat im Jahr 2022 mit Kirchensteuern in Höhe von rund 610.000 Euro geplant. Um die Mitarbeitenden (nicht die Pfarrer:innen), Gebäude, die Energie und die letztlich die Arbeit zu finanzieren sind weitere Einnahmen nötig. Die Kirchensteuern machen 53 Prozent des Haushalts der Kirchengemeinde aus. Hinzukommen Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung (27 %), Zuschüsse von Dritten, z. B. der Stadt für den Jugendtreff Shalom (16 %), Kollekten und Spenden (2 %), Zinsen und andere Erträge (2%).

Kirche kosten Geld, die Arbeit der Kirche kostet Geld. Fast die Hälfte (45%) der finanziellen Mittel werden für Löhne und Gehälter gezahlt: 25 Mitarbeitende im Bereich Sozialarbeit, Kirchenmusik, Küsterei, Verwaltung und Reinigung sind derzeit bei der Kirchengemeinde beschäftigt. Für die Gebäudeunterhaltung und die Dinge, die bei der Arbeit nötig sind, werden 34 Prozent aufgewendet. Weiter geht es mit Steuern, Abgaben und Energiekosten (15 %), Wertabschreibungen (3%), Zuwendungen an Dritte im Rahmen des diakonischen Handelns (2%).

ein austritteUnsere Kirchengemeinde schrumpft. Neben den Austritten, die im letzten Jahr auf dem Rekord-Niveau von 223 Personen lagen, sterben auch mehr Menschen, als der Gemeinde durch Eintritt oder Taufe beitreten. Das hat auch demographische Gründe. Die kontinuierliche Verkleinerung der Mitgliedszahl sorgt auch für einen Rückgang der Kirchensteuern.
Wie jede Person, so ist auch die Kirchengemeinde von der Inflation und den steigenden Lohn- und Ernergiekosten betroffen. Auch wenn das Aufkommen der Lohnsteuer steigt (2): diese Steigerung wird durch die ebenfalls steigenden Kosten und die sinkende Zahl der Mitglieder (3) überkompensiert.

Seit über 10 Jahren wird prognostiziert, dass die Kosten der Gemeinde die Einnahmen übersteigen werden. Was dann droht ist Haushaltssicherung (4). Dadurch wird die Freiheit und Flexibilität für anstehende Entscheidungen der Kirchengemeinde erheblich eingeschränkt. Dem möchten und müssen wir als Presbyterium konstruktiv zuvor kommen.

Dateien zum Herunterladen:

 Quellen:

1 https://www.ekd.de/kirche-und-geld.htm

2 https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2023/02/Inhalte/Kapitel-4-Wirtschafts-und-Finanzlage/4-2-steuereinnahmen-januar-2023.html

3 https://www.ekd.de/projektion2060-mitgliederzahlen-45532.htm

4 https://www.kirchenrecht-ekvw.de/materialien/40852.pdf

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