Evangelisch in Lippstadt - Andacht zum Sonntag Kantate

 
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Hallo Besucher,

Pfarrer Christoph Peters, Kantor Roger Bretthauer und Frau Hannah Fricke haben für Sie die Videoandacht aus der Jakobikirche zum Sonntag Kantate gestaltet. Sie können die Andacht ab Sonntag, 10. Mai, 10 Uhr, auf der Internetseite der Kirchengemeinde www.evangelisch-in-lippstadt.de ansehen. Dazu passend bekommen Sie heute die schriftliche Andacht von Pfarrer Christoph Peters.

Der Name des Sonntags lautet Kantate. Sing! Mit Blick auf die Diskussionen im Presbyterium zur Wiederaufnahme der Gottesdienste erscheint diese Aufforderung reichlich seltsam. Denn das von der Landeskirche vorgeschriebene Schutzkonzept weißt die evangelischen Gemeinde darauf hin, dass der Gemeindegesang bis auf weiteres unterbleiben muss. Nach Expertenansicht ist die Gefahr der Verbreitung des Virus beim Gesang besonders groß. Gleichwohl wird die Gemeinde ab dem 21. Mai schrittweise wieder beginnen, Gottesdienste zu feiern. Dabei geht die Gemeinde bewusst zurückhaltend vor, auch um Erfahrungen mit den Hygienevorgaben der Landeskirche sammeln zu können, die gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut entwickelt wurden. Die Video-Andachten werden wir trotz der Wiederaufnahme der Gottesdienste in den Kirchen fortsetzen. Sie bieten auch den Menschen eine Teilnahme am gottesdienstlichen Geschehen in Lippstadt an, die zum Beispiel aus Sorge um ihre Gesundheit entscheiden, in der aktuellen Phase nicht an den Gottesdiensten in den Kirchen teilzunehmen.

Weitere Informationen zu den geplanten Gottesdiensten und dem notwendigen Hygienemaßnahmen können Sie hier nachlesen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.

Alexander Tschense


Andacht für den Sonntag Kantate, 10. Mai 2020

“Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!”
 
Diese wunderbare Verheißung steht über dem Sonntag “Kantate!”
Dem ist nichts hinzuzufügen! Kantate ist nicht der Tag der Worthülsen, sondern des praktischen Gesangs. Dazu lade ich Sie ein – in diesem Jahr am besten – noch - zuhause in der Badewanne...

Aber Gesang drängt immer auch auf Gemeinschaft, und diese Sehnsucht soll wachbleiben, damit Sie sich möglichst bald erfüllen kann.
Ein solches Gesangszeugnis ist der Wochenpsalm 98:
“Singet dem Herrn ein neues Lied,    
denn er tut Wunder!”
Er gedenkt an seine Gnade und Treue,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singt, rühmt und lobt!
Lobet den Herrn mit Harfen,                   
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn!
Das Meer brause und was darinnen ist,   
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen frohlocken,                  
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn.


Der Sonntag Kantate ist in seinen biblischen Texten zutiefst optimistisch. Er befreit uns nicht von unseren Problemen, aber entlastet uns in all unseren Sorgen. Jammern wäre Gott gegenüber, gelinde gesagt, unhöflich: “Macht doch die Augen auf und schaut auf Gottes Tun! Antwortet eurem großartigen Schöpfer und Erlöser, indem ihr - singt!“
 
„Kantate“ lädt uns ein, eine musikalische Antwort auf jegliche Lebensfragen zu geben. Nicht zu argumentieren oder zu räsonieren, sondern – zu singen. Kantate heißt ja nicht „Musik“ oder „Gesang“, sondern: „Singet!“: keine Abhandlung oder Erörterung, sondern ein Imperativ, eine einzige Einladung. Das verstehe ich so: „Diskutiert und argumentiert nicht zu viel, versprecht euch nicht zu viel von Konzeptions-ausschüssen und Leitbild - AGs, sondern lasst euch fallen in das Lob Gottes!“ Glaube ist kein tugendhaft moralischer Kraftakt, sondern unsere fröhliche Antwort auf Gottes unendliche Vorleistung.
 
Im Matthäus-Evangelium zu Kantate heißt es: „Kommt her, die ihr mühselig und beladen seid: Ich will euch erquicken!” Jesus nimmt uns die Lebenslast nicht ab: jedenfalls nicht die objektive Seite, also das Problem, die Krankheit oder den Verlust eines geliebten Menschen. Auch nicht das Virus!
Aber er nimmt, wenn wir wollen, die subjektive Last ab, also die Sorge, das Gedrückt-sein, die depressive Verstimmung, die Niedergeschlagenheit.
 
“Singet!” – Viele sagen, sie hätten keinen Grund zu singen, weil es ihnen schlecht gehe.
Aber es macht keinen Sinn, abzuwarten, bis es uns gut geht. Es ist auch gänzlich falsch zu meinen, nur der solle singen, dem es gut geht. Gesang sei nur ein fröhliches Zwitschern der Naiven. Wir sollen nicht singen, weil es uns gut geht, sondern damit es uns besser geht!!
Der gottesdienstliche Gesang ist kein Amüsement, sondern Lob. Lob ist im Gegensatz zum Dank ein zweckfreies positives Gebet. Ich selbst bin geprägt von einer Theologie des Gesangbuches, weil meine Großmutter die Bibel gar nicht anrührte, sondern alle geistliche Nahrung aus dem Gesangbuch zog, ja sog! Und so lernte ich: Fast alle Lieder im Gesangbuch sind gesungene Gebete - sei es Lob oder Klage, Bitte oder Dank.
 
Die meisten gesprochenen Gebete hingegen, die ich so zu hören kriege, sind Bitten an der Grenze zur Forderung, zur Beschwerde an den unvollkommenen Gott: ‚Hallo da oben, mir fehlt, ich brauche...‘ Wir könnten auch schließen, wenn wir ehrlich wären: ‘Dein Service, Gott, lässt zu wünschen übrig. Deswegen weise ich dich unmissverständlich darauf hin, was noch zu tun ist!’
Erwartungen und Beschwerden. Dann sprechen wir vielleicht noch Fürbitten für Kinder und Enkel; aber die anderen Sorten des Gespräches mit Gott kommen viel zu kurz: Lob, Klage und Dank!
Kantate sieht anders aus: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ Ja, Musik verwandelt uns in Richtung dessen, der uns geschaffen hat. Wer singt, betet doppelt! -
Ich möchte schließen mit einer Erfahrung nach über 30 Jahren Seelsorge * und mehr als 60 Jahren Gesang: die seelsorgerliche und gesundheitliche Wirkung der selbst gemachten Musik kann man spüren! Vergleichbar der Massage oder dem Whirlpool versetzen wir Leib und Seele selbst in Schwingungen. Wir bedienen nicht nur einen Gegenstand, eine Trompete oder ein Klavier, sondern sind selbst der Resonanzkörper.
Insofern hat der freche Spruch eine gewisse Wahrheit: ‚Ein Sänger lebt länger!‘
 
Somit: Viele große Probleme können wir nicht lösen! Machtlos sind wir bei Unfall und Erdbeben, Krankheit - und im Letzten auch beim Tod.
Ostern heißt: Den Tod und alle für den Menschen unüberwindlichen Probleme löst Gott für uns! Dieses Geschenk dürfen wir dankbar feiern, indem wir - am besten singen!

Amen!

Pfarrer Christoph Peters
 

 
 
 

www.evangelisch-in-lippstadt.de | KontaktmessageViSdP: Presbyter Alexander Tschense, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit

 
 
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