Höpker und NiemeierFast 20 Jahre war Horst Niemeier Pfarrer an der Johanneskirche in Lippstadt,  die längste Zeit bis 1995 im Duett mit Pfarrer Karl Ludwig Höpker, und weitere 2 Jahre mit Pfarrer Christoph Peters. Er hat seine Gemeinde geprägt – und arbeitet in seiner alten und neuen Heimat Bielefeld bis heute unermüdlich weiter an seiner Vision von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Horst Niemeier wurde am 19.3.1935 in Bielefeld geboren.

Der Vater ist selbständiger Taxiunternehmer; Tag und Nacht klingelt das Telefon - wie später im Pfarrhaus.

Die Kindheit ist geprägt von Krieg und Evakuierung, aber auch von Kindergottesdienst, später Jungschar, CVJM-Mitarbeit und Posaunenchor. Er möchte vielleicht Theologie studieren. Doch zunächst wird er Industriekaufmann, weil sein Vater einen anderen Beruf deutlich und gleichzeitig authentisch vertritt wegen seiner Kriegserfahrungen und einer unsicheren Zukunft. Horst Niemeier schätzt Lehre und Beruf als wichtige Erfahrung, holt später das Abitur nach und studiert Theologie. 1968 wird er während seiner Zeit als Berufsschulpfarrer in der Paul-Gerhardt-Kirche in Bielefeld ordiniert. 1969 wird er nach Eckardtsheim, wo er schon Vikar war, als Gemeinde- und Anstaltspfarrer gerufen und lernt, die Botschaft für behinderte Mitchristen zu elementarisieren.

1978 übernimmt er den Südosten von Lippstadt und wird Synodalbeauftragter für Kindergottesdienst sowie Umweltfragen des Kirchenkreises Soest. Er modernisiert den Gottesdienst mit Elementen der Meditation oder Anspielen und bezieht meditativen Tanz in besondere Gottesdienste ein.

Er belässt es niemals bei Verlautbarungen, sondern setzt den fairen Handel praktisch um. Als einer der ersten sammelt er - in Kooperation mit der katholischen Gemeinde - Altpapier in seiner Garage und erwirtschaftet im Laufe der Jahre gut 2000 DM für Brot für die Welt, baut die erste Fotovoltaikanlage auf den Johanneskindergarten und prägt den Familiengottesdienst in der Johanneskirche.

Die MÖWE (Mission, Ökumene, Weltverantwortung) ist sein Herzensanliegen: er unterstützt den fairen Handel.

Er wagt bereits 1992 angesichts des drohenden Krieges auf dem Balkan das Friedensgebet der Religionen. Er initiiert, organisiert und wirbt dafür angesichts kritischer Fragen konservativer Christen in Lippstadt. Die Aussöhnung zwischen Israel und Palästina ist bis heute sein Herzensanliegen: konsequent gegen keine Religion oder Nation, sondern für ein wirkliches versöhntes Miteinander auf Augenhöhe, von dem schon der Psalmist jubelt, dass „Friede und Gerechtigkeit sich küssen!“

Seine Frau Margaretha wirkt mit im Kindertreff und gründet den Seniorentanzkreis. Die Kinder Anke und Frank sind ebenso musikalisch und sangesfreudig wie er und wirken in Kindergottesdienst und Jugendarbeit mit.

Mehr und mehr gelangen meditative Elemente in seine Gottesdienste: der helle Talar als Ausdruck für Festlichkeit, die bunte Stola und weitere Ideen aus der Kirchentagsbewegung müssen erst das Presbyterium überzeugen. Er ist ein zäher und beharrlicher Verfolger seiner Ziele: „Ein NEIN ist kein NEIN, sondern noch kein JA, aber ich höre es schon leise kommen“, tröstete er mich stets, wenn wir die erste Runde im Presbyterium verloren – wie etwa bei der grundlegenden Reform der Konfirmandenarbeit. Zusammen mit seinen Nachfolgern beginnt er den Katechumenenunterricht schon im 3. Schuljahr und intensiviert die Kooperation mit den Grundschulen. Noch aus dem Ruhestand ermutigte er den Förderverein der Johanneskirche zum Bau des Kirchturmes!

Ich bin meinem Vorgänger und Mitbruder außerordentlich dankbar und bewundere seinen gradlinigen Weg, der sich durch Rückschläge nicht entmutigen lässt, bis heute jeden Tag die Botschaft Jesu mit Herz und Hand weiterzutragen! Zum 90. Geburtstag wünsche ich ihm und seiner Familie auch im Namen der Evangelischen Kirchengemeinde Lippstadt alles erdenklich Gute und Gottes Segen!

Pfarrer i. R. Christoph Peters

Auf dem Foto von rechts: Superintendent Manuel Schilling, Diakonin Petra Haselhorst, Pfarrer i.R. Horst Niemeier, Karl-Ludwig Höpker und Christoph Peters anlässlich des 60. Geburtstages der Johanneskirche

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