Anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ wurden von dem Künstler Markus Lüpertz zwei Fenster für die Marienkirche gestaltet. Während der Sanierung der Kirche in den 1970er Jahren waren das damalige Luther-Fenster und das Melanchthon-Fenster an derselben Stelle zerstört worden. Vom Luther-Fenster sind nur zwei Teile, der Kopf und das Spruchband, erhalten geblieben, die jahrzehntelang im Archiv der Marienkirche lagerten.
2016 ließ sich das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Lippstadt von der Idee des Fördervereins der Marienkirche begeistern, das Luther-Fenster wiederherzustellen. Es erweiterte die Überlegungen aber noch: „Warum nicht im Jahr des Reformationsjubiläums etwas Eigenes, Neues und Zeitgemäßes schaffen und so die Geschichte der Marienkirche fortschreiben?“
Im November 2017 freute sich die Gemeinde über die Fertigstellung des Luther-Fensters und eines weiteren, neuen Reformationsfensters. Beide sind im Westen der Marienkirche rechts und links des Hochaltars zu sehen.
Die vorhandenen Fragmente des Luther-Fensters von 1883 wurden durch einen neuen Mittelteil ergänzt und lassen die Gestalt des Reformators in buntem Licht
erstrahlen. Es trägt die Inschrift:
„Ein feste Burg ist unser Gott
Dr. Martin Luther, geb. am 10. November 1483
gest. am 18. Februar 1546,
zu seinem 400jährigen Geburtstage 1883“
Sie greift den bekannten Choral Luthers auf.
Das neue Reformationsfenster zeigt eine abstrakte Gestalt. Die rechte Hand der Figur hält ein Buch, die linke Hand weist zum Betrachter hin. Das Gesicht des "neuen Reformators" ist der Darstellung Luthers zu-gewandt und lädt zu einem Dialog ein. Im Sockelbereich des Fensters findet sich die Inschrift:
"Der Himmel geht über allen auf
500 Jahre Reformation 2017“.
Sie nimmt Bezug auf das modernes Kirchenlied von Peter Janssens (1934 – 1998) und Wilhelm Willms (1930 – 2002) und ist Ausdruck einer geweiteten und offeneren Sicht auf Kirche und Gesellschaft als Luther sie seinerzeit hatte.
Markus Lüpertz (*1941) gehört zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart und war Professor für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe sowie über 20 Jahre Rektor der Kunstakademie Düsseldorf. Zu Lüpertz Werken gehören vor allem Gemälde und Skulpturen, unter anderem die Bronze „Die Philosophin“ im Bundeskanzleramt in Berlin. Im französischen Nevers, in der Kölner Dominikanerkirche St. Andreas und in der Lübecker Marienkirche hat Lüpertz Kirchenfenster gestaltet. Lüpertz beschrieb es in diesem Zusammenhang als einen der schönsten und beglückendsten Momente für einen Künstler, mit dem Licht zu malen.
Hergestellt wurden die Fenster in den Glasstudios Derix in Taunusstein. Das international tätige Glas-studio hat bereits die Lübecker Lüpertz-Fenster hergestellt. Auch die Richter-Fenster im Kölner Dom entstammen der Werkstatt des Glasstudios.
An der Finanzierung beteiligten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, der Förderverein sowie Stiftungen.