Das Ziel des Arbeitsbereiches "Vorne anfangen" ist es, Menschen wieder für Glaubensfragen und eine positive Beziehung zur Gemeinde vor Ort zu ermöglichen. Diesen eingeschlagenen Weg soll die neue Konfirmandenzeit ab 2023 fortsetzen. Dabei hilt der Kirchengemeinde die Erfahrung, die sie über viele Jahre mit dem Konzept "KU3" gemacht hat, in dem die Konfirmandenzeit nicht erst mit 12 oder 13 Jahren begann, sondern bereits in der dritten Klasse. Für die neue Konfirmandenzeit sieht das Presbyterium die folgenden Rahmenbedingungen:

  • In der Konfirmandenzeit stellt sich Kirche als Wert und Erlebnisraum dar.konfi gruppe
  • Wir begegnen Kindern im Grundschulalter und bieten ihnen Berührungspunkte mit dem Thema Glauben und Kirche.
  • Die Zeit bis zur Konfirmation ist mit Angeboten gefüllt. Diese müssen nicht kontinuierlich (im Sinne von jede Woche/Monat), sollen aber verlässlich terminiert sein.
  • Wir verstehen Konfirmandenarbeit als eine gesamtgemeindliche Aufgabe und bieten Kindern und Eltern unterschiedliche Formen an unterschiedlichen Orten an. Nicht jedes Angebot findet an jedem Ort statt.
  • Die Konfirmandenzeit wird multiprofessionell, mit Haupt und Ehrenamtlichen durchgeführt. Aus dem Pfarrteam sind dafür zwei Stellen dafür vorgesehen: 1 x Pfarrer:in 1 x Mitarbeiter:in mit pädagogischtheologischem Profil
  • Die Konfirmandenzeit wird vernetzt durchgeführt. Gemeindliche Einrichtungen wie der Jugendtreff Shalom oder die Kirchenmusik beteiligen sich an der Ausprägung der Konfirmandenzeit. Die Einbindung der Jugendkirche ist wünschenswert. Mit den Religionspädagogen der Schulen findet ein regelmäßiger Austausch statt.
  • Die Eltern der Kinder sollen auf unterschiedliche Weisen einbezogen werden (Konfirmandenzeit ist auch Elternzeit).
  • Das Jahr vor der Konfirmation ist neben dem Erleben der kirchlichen Räume und Werte der Vermittlung von Wissen und der Gemeinschaftsfestigung zugedacht.
  • Die Formate sollen vielfältig und modular sein und sich an der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen orientieren. Nach der Konfirmation ist eine Fortführung der entstandenen Kontakte wichtig. Konfirmierte sollen in die vorhandenen Strukturen und Angebote aktiv eingebunden werden.
  • Die haupt und ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Konfirmandenzeit werden regelmäßig fortgebildet.
  • Die neue Konfirmandenzeit soll ab Sommer 2023 durchgeführt werden.

Anders als 2008/2009 hat sich das Presbyterium entschieden, keine Verzichtsdiskussion zu führen, sondern sich konstruktiv für Dinge zu entscheiden. Was kann den Herausforderungen entgegenwirken (Wertschöpfung)? Aus den Diskussionen entstand eine Strategie:

Öffnen
Werbung für den Glauben. Wir gehen dorthin, wo die Menschen sind.

Verdichten
Begeleitung auf dem Weg zur Kasualie.

Bekennen
Menschen zu Multiplikatoren machen; über das Erlebte (Öffnen->Verdichten) und Glauben sprechen.

agenda23 wegEntlang dieser strategischen Gedanken ist das Projekt „Vorne anfangen“ entstanden, das werdenden und jungen Eltern bereits im Krankenhaus begegnet, ihnen Segen und Begleitung, Austausch in Krabbelgruppen und im Elterncafé und den Weg zur Taufe anbietet. Dafür wurde eine neue Mitarbeiterin mit 100 Prozent eingestellt und eine Pfarrerin mit 25 % Dienstumfang zugeordnet.

In derselben Weise wird nun die Gruppe der Jugendlichen betrachtet. Der Weg zur Konfirmation soll nicht erst mit 13 beginnen, sondern bereits in der Grundschule. Ab 2022 soll eine pädagogischtheologische Fachkraft die vorhandenen Modelle der Konfirmandenzeit in Lippstadt bis 2023 (Ruhestand eines Pfarr-Ehepaars) unterstützen und gewährleisten. Die Fachkraft entwickelt gemeinsam mit dem pastoralen Team, den hauptamtlichen Mitarbeitenden, sowie den in der Konfirmandenarbeit tätigen Ehrenamtlichen, das Konzept für neue Konfirmandenzeit. Die Zeit bis zur Konfirmation soll mit Angeboten gefüllt sein. Diese müssen nicht wöchentlich oder monatlich, jedoch kontinuierlich und verlässlich terminiert sein. Konfirmandenarbeit ist eine gesamtgemeindliche Aufgabe und macht Kindern, Jugendlichen und deren Eltern vielseitige Angebote zum Einstieg und zur Mitarbeit. Die Konfirmandenzeit wird multiprofessionell, von haupt und ehrenamtlich Mitarbeitenden geplant, vorbereitet und gestaltet. Aus dem interprofessionellen Pastoralteam sind dafür zwei Stellen (1 x Pfarrer:in, 1 x Mitarbeiter:in mit pädagogischtheologischem Profil) vorgesehen. Gemeindliche Einrichtungen wie der Jugendtreff Shalom oder die Kirchenmusik sollen sich an dem vielseitigen Erscheinungsbild der Konfirmandenzeit einzubringen. Die Beteiligung und Einbindung der Jugendkirche Lippstadt-Hellweg soll ein weiterer Bestandteil einer lebendigen Konfirmandenarbeit sein. Mit den Religionspädagogen*innen der Schulen ist ein regelmäßiger Austausch wünschenswert. Der Start für das neue Konzept der Konfirmandenzeit ist für Sommer 2023 vorgesehen.

Selbstverständlich ist, dass neben Taufen und Konfirmationen die pastorale Versorgung (Beerdigungen, Trauungen, Gottesdienste, Einzelseelsorge) gewährleistet werden muss. Ein zu erwartender Rückgang an theologischen Mitarbeiter:innen darf nicht dazu führen, dass Kasualien, persönliche Seelsorge und ein angemessenes Angebot an Gottesdiensten in Frage gestellt werden. Die pastorale Versorgung, die in besonderer Weise dem Aufbau und der Pflege von persönlichen Beziehungen dient, gehört zur Essenz des pastoralen Wirkens. Die Verteilung der o.g. Aufgaben wird im Pastoralteam geregelt. Das Bilden von Schwerpunkten ist nicht ausgeschlossen, soll aber nicht die Regel sein. Für die pastorale Versorgung der Gemeinde sind 1,5 bis 2 Pfarrstellen vorgesehen. Bei der Verteilung der Aufgaben sind vorhandene persönliche Kontakte zu beachten. Besonders für Gemeindeglieder, die noch keinen Kontakt zur Gemeinde hatten, muss es Transparenz und Klarheit in Hinblick auf die Zuständigkeiten geben.

Das Presbyterium hat sich bereits für diese drei Grundpfeiler entschieden (Vorne anfangen, Neue Konfirmandenzeit, Pastorale Versorgung). In einem weiteren Schritt wird geklärt und beschlossen, welche personelle, finanzielle und räumliche Ausstattung diese drei Bereiche benötigen. Dies sollte unter der Prämisse stehen, dass die Kirchengemeinde zukünftig nicht in der Lage sein wird, die Anzahl der Kirchen und Gebäude, sowie die Vielzahl der Arbeitsbereiche beizubehalten. Mit den bereits beschlossenen Eckpunkten und dem wertschöpfenden Gedanken (was dient den Menschen und der Verkündigung) hat die Kirchengemeinde einen guten Weg eingeschlagen und bereits zielführend hinter sich gebracht, wohl wissend, dass viele schwere Entscheidungen noch zu treffen sind.

Die neue gemeindliche Struktur wird anders sein als die heutige: Zentral statt dezentral. Kleiner. Vieles wird nur noch stattfinden können, wenn es ehrenamtlich geschultert wird.

 

 

herausforderungenBereits 2008/2009 wiesen Prognosen darauf hin, dass Gemeinden mit rückläufigen Gemeindegliederzahlen, Finanzmitteln und letztlich mit weniger Pfarrer:innen rechnen müssen. Auf dieser Grundlage gab es Überlegungen und entstanden Ideen, die Gemeinde neu auszurichten. Die Überschrift über der möglichen Umstrukturierung lautete: “Zurück in die Mitte”. Die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Ressourcen sollten so genutzt werden, um damit die Kirchengemeinde zukunftsfähig zu machen. Die Initiative scheiterte jedoch an der Stelle, wo über das Aufgeben von Gebäuden und Arbeitsbereichen nachgedacht wurde. Es entstanden Initiativkreise, die sich für den Erhalt „ihrer“ Kirche einsetzten. Es wurde heftig diskutiert und auch gestritten, so dass bis heute Verletzungen und Vernarbungen zurückblieben.

Eine Dekade später ist es die Freiburger Studie, die mit ihren Prognosen und Zahlen die Dringlichkeit der damaligen Überlegungen bestätigt und noch einmal verschärft. Bis zum Jahre 2060 rechnet die Studie mit 50 % weniger Gemeindeglieder und mit 50 % weniger Kirchensteuermittel. Hinzu kommt, dass es zu wenig Pfarrer:in geben wird Für die Kirchengemeinde Lippstadt folgt daraus die Aufgabe und die Herausforderung: von aktuell sechs Pfarrpersonen mit 4,75 Stellen wird es auf ein Pastoralteam mit maximal zwei Pfarrstellen und maximal interprofessionell Mitarbeitenden ab den 2030er-Jahren zu bewegen.

Zusammenfassend steht die Kirchengemeinde demzufolge gleichzeitig vor drei großen Herausforderungen:

  • Rückgang der Gemeindeglieder
  • Rückgang der Finanzmittel
  • Rückgang des Personals

puzzleDie Struktur einer Evangelischen Kirchengemeinde in Westfalen wird durch das Kirchenrecht der Evangelischen Kirche von Westfalen geregelt. Geleitet wird die Kirchengemeinde durch das Presbyterium. Es besteht aus gewählten Gemeindevertretern (Presbyter:innen, in Lippstadt sind es 18), den gewählten Pfarrer:innen (5), sowie aus Gästen mit beratender Stimme (5). Das Presbyterium verantwortet die inhaltliche Ausprägung der Gemeinde, den Haushalt, die hauptamtlich Mitarbeitenden, sowie die Kirchen und Gebäude. Die Kirchengemeinde wird nach Außen und Innen durch den Vorsitzenden des Presbyteriums vertreten. In der Mehrzahl wurde diese Aufgabe von den Theolog:innen der Kirchengemeinde wahrgenommen. Seit drei Jahren leitet ein gewählter das Presbyterium (zuletzt war dies in den 1990er der Fall).

Auf Bezirksebene gab es kleine Presbyterien, die Bezirksausschüsse. Sie entwickelten ihr eigenes Selbstverständnis und verantworteten die gemeindlichen Aktivitäten vor Ort. Im Rahmen einer Neustrukturierung traten an deren Stelle die sogenannten Seelsorgebereiche und Foren an den jeweiligen Kirchen. Neben den Foren arbeiten die Fachausschüsse für Bau und Finanzangelegenheiten, Jugendarbeit und Diakonie, sowie Kirchenmusik und Diakonie. Im Lippstädter Pfarrkonvent treffen sich wöchentlich die Pfarrer:innen mit hauptamtlich Mitarbeitenden (zurzeit mit dem Kantor/Kirchenmusiker). Hier ist der Ort für kollegiale Beratung, für seelsorgerliche Begleitung und konkrete Planungen der inhaltlichen Gemeindearbeit. Der ehrenamtliche Vorsitzende des Presbyteriums nimmt einmal im Monat am Lippstädter Konvent teil. Der Vorsitzende des Presbyteriums trägt die Personalverantwortung für alle Mitarbeitenden der Kirchengemeinde. Dies gilt nicht für die Pfarrerinnen und Pfarrer, deren Dienstvorgesetzte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg ist.

klosterDie Evangelische Kirchengemeinde Lippstadt blickt auf eine lange Geschichte zurück. In der Brüderkirche hielt der Augustinermönch Johann Westermann 1524 seine Fastenpredigten in deutscher Sprache und legte damit einen der Grundsteine der Reformation in Westfalen. Heute hat die Kirchengemeinde fast 13.000 Gemeindeglieder und erstreckt sich fast auf das ganze Stadtgebiet der Stadt Lippstadt mit Ausnahme von Lipperode. Sichtbares Zeichen sind 10 evangelische Kirchen/Gemeindehäuser/Kapellen

.Das war nicht immer so. Vor 100 Jahren gab es drei Kirchen in der Innenstadt und ein Kloster in einem Ortsteil. Nach dem zweiten Weltkrieg und der damit verbundenen Vertreibung wuchs die Stadt und der Wunsch der Neu-Bürger*innen nach einer Kirche in den neuen Ortsteilen. Daraus resultierend entstanden die Pfarrbezirke mit ihren gemeindlichen Zentren. Frei nach dem Motto „Ein Kirchturm – ein Pfarrer“ regelte sich die Zugehörigkeit der Gemeindeglieder und der gemeindlichen Angebote. Jedem Pfarrbezirk war eine Pfarrerin oder ein Pfarrer zugewiesen.

Ferner sind in den letzten Jahrzehnten Arbeitsbereiche entstanden, die bezirksübergreifend ausgerichtet sind. Diese sind mit hauptamtlich Mitarbeitenden ausgestattet sind. Dazu gehört der große Bereich der Kirchenmusik (ein Hauptamtlicher,zahlreiche Nebenamtliche und Honorarkräfte) und die Jugendarbeit mit einem Offenen Treff (vier Hauptamtliche, zahlreiche Honorarkräfte und Ehrenamtliche).

Gleichzeitig hat man sich von Einrichtungen getrennt. Gründe hierfür waren der angespannte Haushalt der Kirchengemeinde und strategische Entscheidungen (Anschluss an größere Einheiten). Die Verantwortung z.B. für die wirtschaftliche Situation des Evangelischen Krankenhauses stellte sich als eine Überforderung des Leitungsgremiums heraus. Dies gilt auch für das Alten und Seniorenheim Bodelschwingh (heute St. Johannesstift Paderborn), das Berufskolleg Stift Cappel (heute Kirchenkreis SoestArnsberg), den Gemeindedienst (heute Diakonie Ruhr-Hellweg), die drei Tageseinrichtungen für Kinder (heute Kindergarten-Trägerverbund des Kirchenkreises), das Kinderheim und das Evangelische Gymnasium (heute Ev. Kirche von Westfalen).

Im Jahre 2007 wuchs die Kirchengemeinde durch die Eingliederung des Bereichs Hörste, der zur Kirchengemeinde Geseke gehörte. 2021 folgte die Vereinigung mit der Kirchengemeinde Benninghausen.

agenda23Die Evangelische Kirchengemeinde Lippstadt blickt auf eine lange Geschichte zurück. In der Brüderkirche hielt der Augustinermönch Johann Westermann 1524 seine Fastenpredigten in deutscher Sprache und legte damit einen der Grundsteine der Reformation in Westfalen. Heute hat die Kirchengemeinde fast 13.000 Gemeindeglieder und er-streckt sich fast auf das ganze Stadtgebiet der Stadt Lippstadt mit Ausnahme von Lipperode. Sichtbares Zeichen sind 10 evangelische Kirchen/Gemeindehäuser/Kapellen.

Das war nicht immer so. Vor 100 Jahren gab es drei Kirchen in der Innenstadt und ein Kloster in einem Ortsteil. Nach dem zweiten Weltkrieg und der damit verbundenen Vertrei-bung wuchs die Stadt und der Wunsch der Neu-Bürger*innen nach einer Kirche in den neuen Ortsteilen. Daraus resultierend entstanden die Pfarrbezirke mit ihren gemeindlichen Zentren.

Bereits 2008/2009 wiesen Prognosen darauf hin, dass Gemeinden mit rückläufigen Gemeindegliederzahlen, Finanzmitteln und letztlich mit weniger Pfarrer:innen rechnen müssen. Auf dieser Grundlage gab es Überle-gungen und entstanden Ideen, die Gemeinde neu auszurichten.

Eine Dekade später ist es die Freiburger Studie, die mit ihren Prognosen und Zahlen die Dringlichkeit der damaligen Überlegungen bestätigt und noch einmal verschärft. Hinzu kommt, dass es zu wenig Pfarrer:in geben wird Für die Kirchengemeinde Lippstadt folgt daraus die Aufgabe und die Herausforderung: von aktuell sechs Pfarrpersonen mit 4,75 Stellen wird es auf ein Pastoralteam mit maximal zwei Pfarrstellen und maximal interprofessionell Mitarbeitenden ab dem 2030er-Jahren zu bewegen.

Zusammenfassend steht die Kirchengemeinde vor drei großen Herausforderungen:

  • Rückgang der Gemeindeglieder
  • Rückgang der Finanzmittel
  • Rückgang des Personals

Das Presbyterium hat sich auf den Weg gemacht, diesen Herausforderungen mit Mut und Zuversicht zu begegnen. Nachdem 2019 bereits der neue und von der Landeskirche geförderte Arbeitsbereich "Vorne anfangen" eingerichtet wurde, soll die Arbeit der Kirchengemeinde nun mit einer "neuen Konfirmandenzeit" eine weitere Schwerpunktsetzung erfahren. 

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